träumten noch immer von Wien. Ich mache bis drei Uhr früh des anderen Tages Dienst. Hundemüde komme ich dann endlich um halb vier Uhr ins Bett. p> 12.7.41. Um sechs Uhr früh werde ich plötzlich aus meinem festen Schlaf geweckt. Zur Execution antreten. Nun gut, spiele ich halt noch Henker und anschliessend Totengräber, warum nicht. Ist doch eigentümlich, da liebt man den Kampf und dann muss man wehrlose Menschen über den Haufen schiessen. Dreiundzwanzig sollten erschossen werden. Darunter befinden sich die schon erwähnten Frauen. Sie sind zu bestaunen. Sie weigerten sich, von uns auch nur ein Glas Wasser anzunehmen. Ich werde als Schütze eingeteilt und habe eventüll Flüchtende zu erschiessen. Wir fahren die Landstrasse einige Kilometer entlang und gehen dann rechtseitig in einen Wald. Wir sind nur sechs Mann augenblicklich und suchen nach einem geeigneten Ort zum Erschiessen und Vergraben. Nach wenigen Minuten haben wir so etwas gefunden. Die Todeskandidaten treten mit Schaufeln an, um ihr eigenes Grab zu schaufeln. Zwei weinen von allen. Die anderen haben bestimmt erstaunlichen Mut. Was wohl jetzt in diesem Augenblick in den Gehirnen vorgehen mag? Ich glaub, jeder hat eine kleine Hoffnung, irgendwie doch nicht erschossen zu werden. Die Todeskandidaten werden in drei Schichten eingeteilt, da nicht so viele Schaufeln hier sind. Eigentümlich, in mir rührt sich nichts. Kein Mitleid, nichts. Es ist eben so, und damit ist alles für mich erledigt ... ".
Merkwürdig ist, dass der Mensch, der Tagebücher führt und hat vielleicht das Bedürfnis, seine Taten einzuschätzen, völlige Gleichgültigkeit zeigt. Wir behandelten aber einen zu privaten Fall. Eine mehr generalisierte Information stellt uns der gebietskomissar Gert Erren in seinem Bericht "Freudigster Arbeitseinsatz" zur Verfügung. Punktualität, Sachkündigkeit und schon erwähnte völlige Gleichgültigkeit verbinden sich in jeder Zeile. Wir führen nur diejenigen an, die unser unmittelbares Thema betreffen:
Judentum:
"Bei meiner Ankunft zählte das Gebiet Slonim etwa 25000 Juden, davon allein in der Stadt Slonim etwa 16000, also über zwei Drittel der gesamten Stadtbevölkerung. Ein Ghetto einzurichten war unmöglich, da weder Stacheldraht noch Bewachungsmöglichkeiten vorhanden waren. Daher traf ich von vornherein Vorbereitungen für eine künftige grössere Aktion. Zunächts wurde die Enteignung durchgeführt und mit dem anfallenden Mobiliar und Gerät sämtliche deutsche Dienststellen, einschliesslich Wehrmachtquartiere, ausgestattet und so weit grosszügige Hilfeleistung bei anderen Gebieten gestellt, dass jetzt beim Anwachsen aller Dienststellen bei mir selbst Mangel herrscht. Für Deutsche unbrauchbares Zeug wurde der Stadt zum Verkauf an die Bevölkerung freigegeben und der Erlös der Amtskasse zugefürt. Dann folgte eine genaue Erfassung der Juden nach Zahl, Alter und Beruf, eine Herausziehung aller Handwerker und Fa...