schaft mit ihren Verengungs-und Absolutierungstendenzen nicht weiter. Gesucht wird das genaue Gegenteil: Keine Sozialwissenschaft, die künftige Entwicklungspfade ex ante normativ einengt (wie es geradezu symptomatisch in der derzeitigen Transformations-und Demokratieforschung geschieht), sondern eine Wissenschaft, die das Spektrum von Handlungsoptionen erweitern hilft. Viel lässt sich dabei von Zukunftsforschern lernen, die in den etablierten Sozialwissenschaften kaum oder nur am Rande wahrgenommen werden. Eckard Minx, der Leiter des Zukunftsforschungsinstituts der DaimlerChrysler AG, formuliert in Bezug auf multidisziplinäre, systematische Zukunftsforschung: "Damit ist ein in erkenntnistheoretischer wie inhaltlicher Hinsicht komplizierter Prozess verbunden, an dessen Ende nicht ein neuer singulärer Zukunftszustand beschrieben, sondern ein Raum sinnhafter Optionen entwickelt wird . ... Die um feldbezogene Zukunftsforschung sucht nicht anzugeben, wie Realitäten aussehen sollten, sondern wie sie werden könnten.
Die Lösung sieht theoretisch ganz einfach aus: Perspektiven der Analyse möglichst oft wechseln, das Undenkbare mitdenken und konzeptionell auf Überraschungen gefasst sein. Aber wie soll das funktionieren? Für den Augenblick lautet die ehrliche Antwort: Es gibt keine einfachen Lösungen, es gibt nicht die Theorie oder Strategie, die alles erklärt. Wer sie zu haben behauptet, betritt schnell den unsicheren Boden vereinfachender Ideologien. Zunächst gilt es zu lernen, mit einer ganzen Reihe von paradoxen Entwicklungen umzugehen, die bei oberflächlicher Betrachtung nicht zusammenpassen, sich aber in ihrer Wirkung überlagern und unser Denken vor völlig neue Herausforderungen stellen. p align="justify"> Über das Globalisierungsparadoxon ist viel geschrieben und gestritten worden. Im Kern geht es um die Frage, ob und wie sich Prozesse globalen Ausmaßes kontrollieren lassen. Und genau hier liegt ein doppeltes Paradox: Globalisierung besteht aus einer Vielzahl von Einzelprozessen, von denen jeder für sich genommen rational ist. Aber im Zusammenwirken dieser Prozesse entstehen Irrationalitäten, die sich mit hergebrachten Kontrollversuchen nicht wirklich beheben lassen. Dies gelingt weder nationalstaatlichen Eindämmungsversuchen, noch können Straßenschlachten, Streiks oder Protestmärsche diese Dynamik aufhalten. Technologischer Fortschritt hat sich immer gegen Bilderstürmer durchgesetzt. Jeder einzelne Kontrollversuch ist für sich genommen irrational und wenig effizient, weil er nach dem Motto funktioniert: Haltet die Welt an, stoppt die Zeiger der Uhr! Aber in ihrer Gesamtheit gewinnen solche Kontrollversuche trotzdem an Effizienz, weil sie helfen, ein neues Bewusstsein für globale Probleme zu entwickeln. br/>